Dieser Sommer war anders. Neun Wochen habe ich komplett auf Pause gedrückt. Keine Feeds, keine News, kein Hustle. Dafür war ich mit meiner Familie in der Toskana campen und mit meinem Bruder auf einem Gravel-Event in der Eifel. Ich habe ein Nachbarschaftsfest organisiert und ich habe mit einem sehr guten Freund einen Bikepacking-Trip gemacht.

Die Auszeit war bitter nötig. Sechs Jahre Solo-Selbständigkeit haben ihre Spuren hinterlassen. Der Kopf voll, der Tank leer und vor allem: unglaublich wenig Bock. Nachdem ich diese alte Leier meinen Freunden und vor allem auch mir selbst über Monate erzählt hatte, musste also etwas passieren.

Doch wie? Durch das Abo-Modell ist es für mich nicht möglich, aus dem wöchentlichen Newsletter-Rhythmus auszusteigen. Die Leute zahlen ja dafür! Tun sie auch. Aber sie sind auch noch viel cooler, als ich es mir jemals ausgemalt hätte.

Nachdem ich meine gut Tausend Steady-Abonnentïnnen angeschrieben hatte, um ihnen von meiner Situation und dem Wunsch nach einer temporären Auszeit zu erzählen, erreichten mich vierhundert (!) Zuschriften, die freundlicher nicht hätten sein können.

Ihr seid der hellste Stern am Himmel voller gruselig verfasster und teilweise völlig irrelevanter newsletter. Immer auf den Punkt, immer super formuliert. Ja macht einfach Spasss. Danke auch für diesen offenen und ehrlichen zum Thema "Sommerpause". Wie verrückt wäre ich denn abzuspringen? Also ganz klar: es sei euch von Herzen gegönnt und wenn ihr wieder back seid, bin ich auf jeden Fall mit meinem Abo noch am Start :).
Ich würde auch bei einer längeren Sommerpause dranbleiben und mich freuen, wenn ich Euch indirekt mit meiner fortlaufenden Zahlung beim Durchlüften unterstütze. Eure super Arbeit ist mir das absolut wert.
Ich finde es super, wie offen und transparent ihr mit diesem völlig legitimen und wichtigen Anliegen umgeht. Ich habe das Gefühl, dass fast jede/r auf die eine oder andere Art und Weise "auf dem Zahnfleisch geht" in dieser verrückten Welt, die wir uns gebaut haben. Ich wäre auf jeden Fall völlig d'accord damit, wenn ihr eine zweimonatige Auszeit macht. Eure Arbeit ist sehr wertvoll für mich und es gehört zur entsprechenden Wertschätzung, euch auch bei einer kurzen Pause zum Durchatmen zu unterstützen.

… und so ging es viele E-Mails weiter. Völlig überwältigend. So viel Wertschätzung für das, was wir beim Social Media Watchblog leisten. So viel Verständnis für die Notwendigkeit, einmal ordentlich auf die Bremse treten zu müssen. So viel Respekt, dass ich das so offen kommuniziere. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.

Vielen Dank an alle, die mir diese Auszeit ermöglicht haben! Vielen Dank auch an Sebastian, Andreas, Dirk, Anne-Kathrin, Franzi und Theresa, die mit wunderbaren Takeover-Ausgaben unser Angebot während der Sommerpause bereichert haben.

Heute sitze ich nun wieder vor meinem Rechner – erholt, inspiriert und vor allem: ebenfalls voller Wertschätzung!

Ich bin dankbar dafür, dass ich so wunderbare Menschen um mich habe: meine Frau, meine Kinder, meine Freunde. Dass der Kontakt zu meinem Bruder so stabil ist. Dass der Kontakt zu meinem Vater trotz all der Widrigkeiten in der Vergangenheit so viel besser geworden ist. Dass ich eine Wohnung habe, gesund bin, so einen tollen Job habe und dass ich in Freiheit und Demokratie leben darf.

Alles, was wunderbar ist, droht irgendwann normal zu werden. Nicht mehr gesehen zu werden. Es lohnt sich, innezuhalten und durchzuatmen. Ich für meinen Teil musste feststellen, dass ganz viel von dem, was ich mir für mein Leben wünsche, da ist. Es war nur lange Zeit begraben unter Stress, Hektik, Arbeit und Neid.

Weitere Eindrücke aus dem Sommer: instagram.com/martinfehrensen

Was mich aktuell beschäftigt

  • Ich sehe mit großer Sorge, wie sich die Regierungsparteien samt CDU und CSU von der AfD treiben lassen. Deutschland steht vor riesigen Herausforderungen: im Gesundheitswesen, bei der Digitalisierung und den Innovationen, in Sachen Infrastruktur, im Bildungsbereich und vor allem hinsichtlich des Klimawandels. Dass wir derzeit eine so aufgeheizte Debatte um das Thema Migration erleben, kann ich nicht nachvollziehen. Würden sich doch bloß alle Politikerïnnen und Medien um die strukturellen Probleme, die durch die Migration sichtbar werden, mit genau so viel Verve kümmern.

Worauf ich mich freue

  • Am kommenden Dienstag treffe ich mich mit Lehrerïnnen eines Gymnasiums hier in Göttingen. Zum einen geht es um eine Fortbildung der Lehrkräfte. Zum anderen wollen wir erörtern, inwieweit ich mich mit meiner Expertise an der Schule einbringen kann. Das Thema Medienkompetenz ist imho zentral, um gut informierte Entscheidungen treffen zu können. Gerade mit Blick auf die aktuellen Wahlergebnisse und das Erstarken rechtsextremer Positionen bin ich arg entschlossen, mich noch mehr für Demokratie, Solidarität und Menschlichkeit einzusetzen. Workshops zu den Logiken und Funktionsweisen von sozialen Medien zu machen, ob nun an Schulen oder für interessierte Bürgerïnnen hier vor Ort, könnte eine gute Chance sein, für mehr Miteinander zu werben und einem weiteren Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenzuwirken.

Was ich gerade feiere

  • Die Jungs und Mädels von My Analog Journal haben auf YouTube quasi ein eigenes Genre erfunden: DJs und DJanes aus aller Welt rare Scheiben in einem very instagrammable Setting live mixen lassen. So, so, so schön. Und zwar ohne dass es kitschig wird. Große Kunst.

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